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Götz Weiß

Fuchsackerweg 2

D-79650 Schopfheim

Atelier: Dinkelbergstrasse 40

 

 

 

dialog zum kilopreis

 

wieso verkaufen sie ihre bilder nach kilopreis?

kilo beginnt ebenso mit k wie kunst und endet ebenso mit o wie kunst

kunst endet mit o ...?

ja, wie kino, piano oder picasso ...

und deswegen verkaufen sie ihre bilder kiloweise ...?

kartoffeln werden ja auch kiloweise verkauft, und schrott sowieso ...

aber kunst ist doch was anderes!

ok. macht es sinn, heiligsprechungen in barer münze aufzuwiegen?

heiligsprechungen...?

was rechtfertigt die immensen preise mancher bilder? der papst der kunstwelt sitzt bei sothebys ...oder?

hm

welche kartoffelige realität haben dagegen flächen und massen!!

dann müsste ja ein ozeandampfer ...

ja, fragen sie mal nach, was der kostet, per kilo. das kommt schon hin. nur ist es eben keine kunst, es ist ein schiff. sie wissen: ein schiff ist ein schiff und ein kunstwerk ist ein kunstwerk. 

ah, dann würde etwa ein kunstwerk aus blei, möglichst groß, egal wie es künstlerisch aufbereitet würde, einen riesigen betrag kosten? eine nackte bleiplatte etwa, zehn mal zehn meter, auf einer holzplatte, sagen wir elf mal elf meter.

gut. stellen sie sich diese immense platte vor, selbst wenn sie nur simpel platt und grau wäre … als kunst präsentiert! ... und sie stehen davor … zehn mal zehn meter! nur blei! diese fläche! diese masse! das alleine wäre schon sein geld wert, kilo für kilo.

nun, wir kennen häuserfassaden, schiffsleiber, felswände von diesen ausmaßen oder größer.

blei – das ist etwas ganz anderes

beuys hatte filz und fett; wofür steht das blei?

wir kommen nicht vom boden weg. es zieht uns immer wieder runter. diese trägheit, dieses kriechen über der grasnarbe, diese dumpfe macht qua masse und grauheit. das geist-erstickende, das leben-lähmende, das licht-lose. die diktatur der bleiernen kartoffeln.

und dabei ist blei so weich. so weich wie ...

aha, interessant ...

ist natürlich auch kakulores, was ich da erzähle. blei ist blei, auch – vielleicht besonders – ohne interpretation. bleizeit tickt anders.

zurück zum kilopreis. das ist schwer zu vermitteln.

masse und zurückgelegter weg pro zeit scheinen nach einsteins energieformel zusammenzuhängen. vielleicht verkaufe ich weg oder gar zeit. oder alles zusammen. das müsste also sein geld schon wert sein. oder kaufen wir lieber einen konventionalisierten ästhetischen wert?      dafür hab ich leider kein messgerät. für die masse genügt eine einfache körperwaage.

ich wiege ca. 75 kg. nach ihrer kunstformel umgerechnet würde ich nun was kosten?

ja, da stoßen wir auf das fatal metaphysische an dieser sonst so herrlich handfesten kunstpreismethode: die festlegung des kilopreises. vielleicht wäre es am besten, von vielen bekannten objekten aus allen lebensbereichen (technik, kunst, medizin, literatur, lebensmittel, naturprodukte usw.) kilopreise zu ermitteln, um dann in diesem weiten bogen von werten den kilopreis für die eigenen werke einzuschätzen. erst wenn wir einen reichen erfahrungshorizont an kilopreisen haben, bekommen wir ein gefühl für den zusammenhang von masse und preis.

ich weiß nicht ... irgendwie ist der preis doch zu großen teilen auch eine sache von nachfrage, zutrag zur finanzierung des lebens, ideeller einschätzung, machbarkeit und kompliziertheit usw.

mit all den absurditäten, die damit verbunden sind. natürlich würden sie auch sagen, dass es absurd wäre, wenn ein einfaches schrottbild von mir danach doppelt oder fünfmal so viel kostete wie die mona lisa. na ja, vielleicht könnte man den kunstkilopreis mit einem künstler-popularitätsfaktor multiplizieren, der über ein demokratisches verfahren in bestimmten zeitabständen immer wieder neu festgelegt wird.

hier wird’s ja doch wieder kompliziert.

mag sein, aber das angedachte verfahren scheint doch deutlich weniger mystisch als die heutigen kunstpreisgestaltungen; dabei ist die nachfrage noch einigermaßen statistisch klärbar, nicht aber die hintergründe für hohe oder niedrige nachfrage. wer weiß, welche dealer und pokerer da, ähnlich wie an der börse, ihre geldverschiebespielchen treiben.

also. wie kommen sie auf den kilopreis von 100€ ?

warum kostet ein barrel öl 90 dollar? metaphysik der geldgier? nicht anders bei mir. das problem ist nicht die preisfestlegung. das problem ist das geld selbst. das leben auf der basis von gelderwerb. hier verlassen wir jegliche fundamentale lebensvernunft. geld ist das kind der gier – die effektivste weil heimlichste form der ausbeutung.

100 euro pro kilo, dieses maß an ausbeutung kommt mir zu zeit fair vor. 

was ist an ausbeutung fair?

an ausbeutung selbst nichts, aber an der relation von ausbeute und habe des ausgebeuteten.

ich danke ihnen für das gespräch.

bitte. wir haben erst angefangen.

 

 

 

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